Vielerlei Gewinn für Mensch und Natur an Allerufern durch mehr Naturnähe
Mit geraden Linien, eintönigen Flächen und immer wiederkehrenden gleichen Formen und Räumen werden wir alltäglich zunehmend konfrontiert. Der Erholungssuchende begegnet auch dort, wo er sich an der Erhabenheit der Landschaft erfreuen möchte, geradlinigen und gleichförmigen Gräben, Bächen, Teichen und Flüssen. Gut, dass es immerhin noch ein kleines Refugium im Irgendwo gibt, worüber man mit ein klein wenig Hoffnung neulich gehört hatte.
Naturleistung unserer heimatlichen Fließgewässer wiedergewinnen
Die NABU-Gruppe Dörverden hat sich die Natur und Landschaft des Allertales zum Thema gemacht. Die Aktiven betrachten den bisherigen Umgang mit unseren heimatlichen Fließgewässern kritisch: "Die monotone und nur von Zweckmäßigkeit geleitete Gestaltung beeinträchtigt die benötigte Naturleistung auf Dauer".
Fließgewässer und ihre Auen leisten - wenn sie sich im naturnahen Zustand befinden - für uns schier Unermessliches: Eine große Palette an Fischarten und anderen Wassertieren sowie Wasserpflanzen mit jeweils vitalen Beständen, die Fähigkeit der Selbstreinigung (ersetzen Kläranlagen!), Grundwassersicherung, Hochwasser-Rückhaltung, Baden in jedem Anliegerort, naturerlebnisreiche Erholungslandschaft.
Es lohnt sich also, diese Schätze zu erhalten oder zurück zu gewinnen.
Ein erster Schritt ist die Wiederbelebung der Uferlandschaft
Wie man die, für die Zukunftssicherung erforderliche Ressource mit relativ geringen Mitteln wiedergewinnen kann, soll ein Projekt aufzeigen. Es konnte jetzt abgeschlossen werden.
Die Machbarkeitsstudie "Lebendige Aller-Ufer" zeigt an fünf konkreten Modellprojekten auf, wie Rückbauten und der bessere Umgang mit unseren Gewässern praktiziert werden können.......
Machbarkeitsstudie Lebendige Aller-Ufer (1,5 MB) Download pdf
Ein Rückblick .......
Ein seit den 80iger Jahren dauernder Dialog zwischen der NABU-Gruppe Dörverden und den Behörden bereitete den Weg dazu, dass mit kleinen Schritten begonnen werden konnte:
Der Auwald bei Barnstedt wurde vollwirksam an das Hochwasser-Regime der Aller wieder angeschlossen.
Einige Uferstrecken bei Westen und Barnstedt wurden mit Weiden bepflanzt und durch Abzäunungen gegen Viehtritt geschützt.
Die Steinpackungen an einer Uferstrecke bei Ludwigslust/Häußlingen-Otersen wurde gänzlich und ersatzlos entfernt.
Die dortige alte Flussspaltung wurde wieder aktiviert, indem der bodenverfüllte Teil ausgebaggert wurde. Ergebnis: Eine erste Aller-Insel entstand wieder als Lebensraum z.B. für den Fischotter.
Die Inselspitze wurde zu einer Kiesbank rückgebaut als Brutplatz für seltene, an Fließgewässer gebundene Vogelarten.
Allercamp in Hülsen im Rahmen der Kampagne "Alles im Fluss"
An dem mit der Naturschutzjugend NAJU (im Jugendumweltnetzwerk JANUN) initierten 6-tägigen Zeltcamp nahmen weißrussische und deutsche Jugendliche teil. Das Camp stand unter dem Motto "Alles im Fluss". Der Hauptteil der vielfältigen Unternehmungen, nämlich die Flussarbeiten, passten somit gut in das Kampagne-Konzept des NAJU.
Mit Brechstangen gegen Steinufer an der Aller
Endlich war es so weit: Dem unseligen Steinmantel der einst schönen Sandufer der Aller konnte zu Leibe gerückt werden. Der Anfang wurde jedenfalls gemacht.
Die Aktionen hatten nicht nur Spaß gemacht, sondern brachten den Jugendlichen des Sommer-Aller-Camps und der organisierenden NABU-Gruppe Dörverden tiefe Befriedigung. Denn Gerhard Intemann hatte in jahrelangen Verhandlungen, die er im Namen der AG Allertal und der OG führte, immer wieder die Steinpackungen an der Aller angeprangert. Dieses Deckwerk - oft sogar mit Kunststofffilzmatten unterlegt - sollte wenigstens an den Gleithängen (Innenseite der Mäander) und an geeigneten Flussgeraden verschwinden. Einige Stücke Naturnähe, ein wenig Flussdynamik und Landschaftbildästethik sollten zurück gewonnen werden, so seine Forderung und Begründung.
Aktionen sind Novum
An einer Bundeswasserstraße - wie der Aller - wurden ehrenamtliche Arbeiten der im folgenden beschriebenen Art bisher nicht durchgeführt. In zwei halbtägigen Arbeitseinsätzen befreiten die 18 Jugendlichen zusammen mit Gerhard Intemann nicht nur eine etwa 10 m lange und 3 m hohe Uferböschung von den großen Steinbrocken (die handlichen Steine wurden nach Handlanger-Art nach oben auf die Böschungskante transportiert und die übrigen gerollt), sondern auch eine Rinne an gleicher Stelle ausgehoben.
Reaktivierung einer Aller-Insel
Sinn beider Arbeiten ist, den in ferner Vergangenheit zugeschütteten Einlauf des ehemaligen Allerarmes durch die Initialgrabung zu reaktivieren. Dazu war es erforderlich, den jeweils im Winter folgenden Hochwasserstrom eine Angriffsstelle zur Ausformung des alten Einlaufes zu bieten. Dieses musste wenigstens durch Wegnahme der Vegetations- und Bodenoberschicht geschehen.
Abstimmung mit dem Wasser- u. Schifffahrtsamt
Beide Aktionen wurden vorher mit dem Amt abgestimmt. Die voraus gegangenen langjährigen Verhandlungen hatten dazu den Weg bereitet. Es war vereinbart worden, dass das Amt nach dem Workcampakt mit ihren Geräten zunächst im Bereich der alten Insel den großen Rest des Deckwerkes wegnimmt und zusammen mit der per Hand aufgenommenen Menge abtransportiert.
Allerufer ist statt des Steinbruchs im Ith jetzt Steine-Reservoir
Das Amt wird jetzt dem NABU-Vorschlag folgen und die künftig in anderen Bereichen jährlich benötigten 300 Tonnen Steine nicht mehr aus dem Ith-Steinbruch oder anderswo ordern, sondern von den geeigneten Uferstrecken nehmen.
Eine nachhaltige und naturfreundliche Lösung mit 3-fach-Effekt
Diese Lösung wird mehrere positive Effekte haben:
Der Ith wird lange Zeit geschont, bisherige Transportwege werden erheblich verkürzt und die vorgesehenen Alleruferstrecken werden frühzeitiger frei von Steinpackungen!
(Gerhard Intemann/ NABU-Gruppe Dörverden)